Freitag, 27. November 2015

Deutschlands südlichste Menhiranlage - gleich bei mir um die Ecke!

Moin moin,
neulich stieß ich ganz zufällig darauf, dass gar nicht weit von unserem Feld eine Menhiranlage steht. Jawoll, eine echte (naja, gut, zwischenzeitlich von einem wütenden Bauern demolierte, nicht mehr ganz komplette, aber trotzdem) jungsteinzeitliche Menhiranlage direkt neben Darmstadt - die einzige dieser Art in Hessen und Süddeutschland (sonst gibts nur noch einzelne Steine)!
Heute wollte ich sowieso mal wieder aufs Feld, ein bisschen Salat und Petersilie besorgen und die letzten Pastinaken. Also bin ich ein Stück weiter geradelt und hab diese ominöse "Menhiranlage Hirtenwiese" gesucht. Das Wetter war ganz so, wie ich es liebe: kalt und neblig. Weil es nachts geschneit hatte, tropfte es um mich herum von den Bäumen.
 
Irgendwann trat ich aus dem Wald auf neblige Wiesen hinaus, und kurz darauf war die Menhiranlage auch schon ausgeschildert. Durch sie hindurch führt inzwischen ein Bach, in den doch tatsächlich gerade als ich vorbei kam ein Otter sprang und davonpaddelte (vermute ich zumindest, denn vom Biber angenagte Bäume konnte ich nirgends entdecken).
Der Weg zur Menhiranlage.
Bach und Brücke in der Anlage.
Ursprünglich floss der wohl etwas weiter entfernt, ebenso gab es früher auch den Wald noch nicht - erst in den 1920er Jahren wurde dieser angelegt, davor waren die Steine über eine weite Ebene gut sichtbar.
Es ist schon schade, was mit den Steinen passiert ist... Aufgestellt wurden sie irgendwann vor ca. 4.000 - 4.500 Jahren, vermutlich war es damals ein Steinkreis aus mindestens 14 Steinen. Von diesen sind heute gerade mal 7 übrig, die ein bisschen wie Kraut und Rüben stehen, jedenfalls nicht in einem Kreis.
Der größte Menhir.
Sechs der sieben (einer ist noch ganz links in Dunkelgrau),
der siebente befindet sich rechts auf der anderen Seite des Baches.
Wohin der Rest der Anlage verschwunden ist, weiß man nicht. Reinhard Möws schreibt auf seiner übrigens sehr empfehlenswerten Homepage über Großsteingräber und Megalithbauwerke, dass 1951 ein Bauer einen der Steine sprengte, der 34 m entfernt vom Bach auf der Wiese stand. Dass es sich dabei überhaupt um eine Menhiranlage handelt, wurde merkwürdigerweise erst 1967 festgestellt, also kann man es dem Bauern wohl nicht krumm nehmen. Auch nicht, dass man die meisten der verbliebenen Steine dann im Bach liegend vorfand...
In der Umgebung wurden bei Ausgrabungen übrigens Gegenstände aus Epochen von der Altsteinzeit (ca. 35.000 v.u.Z.) bis hin zur frühen Zeit der Kelten (vor 2.500 - 2.800 Jahren) gefunden.
Aussicht über die Wiese. Ein Kreis ist das wirklich nicht mehr, aber trotzdem hübsch.
Nunja, wir haben also eine Menhiranlage um die Ecke, die noch maximal die Hälfte ihrer Steine besitzt, von denen wohl keiner mehr weiß wo welcher mal stand, und durch die jetzt ein Bach fließt (in dem Otter leben, oder irgendwas anderes braunes, dickes das schwimmen kann). Ich will nicht meckern - besser ein halber Steinkreis, der eher wie ne Schlangenlinie aussieht, als gar keiner. Und die Umbegung ist dort im Naturschutzgebiet wirklich unerwartet schön gewesen!