Mittwoch, 2. September 2015

Island: Im Tal der Asen + kleine Anekdote zu Sleipnir

Aloha,

heute kommt ein Beitrag zu einem Teil von Island, den ich besonders gern hatte. Nämlich Ásbyrgi, das "Tal der Asen". In einem Souvenirshop in Thingvellir entdeckte ich einem Buch mit Sagen zu verschiedenen Orten Islands. Darin fiel mir dieses Tal sofort ins Auge. Da wir ohnehin in der Nähe vorbei fuhren, musste das unbedingt mit auf den Plan! Ásbyrgi ist eine hufeisenförmige Schlucht mit nahezu senkrechten Felswänden von bis zu 100 m Höhe - googelt mal ein Luftbild, das sieht wirklich faszinierend aus! Als wir von einer Seite in das Tal hinein fuhren, bot sich uns zunächst mal dieses Bild...

Ziemlich epischer Eingang ins Tal.
Entstanden ist diese merkwürdige Formation anscheinend durch mehrere Gletscherläufe, d.h. Flutwellen bei einer schlagartigen Entleerung eines Gletschersees (z.B. wenn darunter ein Vulkan ausbricht). Das könnte man jetzt faszinierend nennen, die Isländer haben aber eine viel schönere Sage zur Entstehung: Odin ritt auf seinem Pferd Sleipnir durch den Himmel, wobei Sleipnir etwas zu nah an die Erde kam. Sein Huf berührte den Boden und hinterließ einen Abdruck - das hufeisenförmige Ásbyrgi!
 
Man konnte ziemlich weit mit dem Auto hineinfahren, was für mich sehr angenehm war, da ich leider genau an diesem Tag Fieber hatte und mich richtig, richtig mies fühlte (zumal ich am Vormittag auch noch 4 Stunden auf einem kleinen alten Fischerboot auf dem Ozean herumgeschleudert wurde zum Whalewatching - immerhin haben wir aber einen Buckelwal gesehen).
Vom Parkplatz aus waren es dann nur noch wenige hundert Meter durch ein niedriges, verzaubert wirkendes Birkenwäldchen. Bäume gibt es in Island relativ selten, da der Boden noch sehr jung und daher nicht dick ist. Vielerorts wird eifrig aufgeforstet, aber natürliche Wälder sind schon etwas besonderes. Durch die Bäume konnte man die Felswände aus Vulkangestein sehen.

Den Sagen zufolge ist Ásbyrgi die Hauptstadt der Elfen, die in den Felswänden leben und dort auch Kathedralen, Konzerthallen und weitere Gebäude besitzen. An der tiefsten Stelle ganz vorn in der Rundung des Hufeisens existiert ein kleiner See, in dem sich Wasservögel wie das Odinshühnchen (kein Witz, die heißen wirklich so!) tummeln. Natürlich gibt es wieder eine Sage zu diesem See...
  
Birkenhain mit Blick auf Elfenbehausungen.
Heute nur noch mit Odinshühnchen
und anderen Vögeln besiedelter Teich.
Ein armer Farmerssohn und die Tochter eines reichen Gehöfts liebten sich, durften aber nicht heiraten. In einem Traum berichtete ein*e Elf*e dem Mädchen dann, dass eine Kreatur, welche in den Felsen lebte, den Jungen in ein Monster verwandelt und in den See gebannt hätte. Nur wenn die Mitternachtssonne die Felsen berührt, konnte er aus dem Wasser auftauchen. Das Mädchen wartete auf ihn und warf ihm dann ihren liebsten Besitz ins Maul - und brach damit den Fluch. Der/die/das Elf/e war darüber so angetan, dass er/sie/es daraufhin veranlasste, dass die beiden doch noch heiraten konnten. Naja, hätte man ja auch einfach mal direkt machen können...
Da mir grade wieder auffällt, dass Mythologie ziemlich hetero- und binärnormativ erscheint, möchte ich die Gelegenheit nutzen und für etwas mehr Diversity eine kleine Anekdote einstreuen, wie Sleipnir, also der dieses Tal erschaffende Hengst, entstand. Die etwas längere Vorgeschichte grob zusammengefasst: Die Asen wollten eine Mauer um ihre Burg Asgard und beauftragten damit einen Riesen. Sie versprachen ihm eine Entlohnung (= die Göttn Freyja, die Sonne und den Mond), wenn er bis zu einem festgelegten Stichtag fertig wird - falls nicht, sollte er leer ausgehen. Wie bei Bauprojekten offenbar damals schon üblich, war der Fertigstellungstermin natürlich viel zu früh angesetzt. Die Asen gedachten, den armen Riesen damit übers Ohr zu hauen und einen Großteil der Mauer umsonst zu bekommen. Der Riese buckelte sich aber Tag und Nacht ab, beförderte mit seinem Riesen-Hengst gigantische Steinblöcke und benötigte schließlich kurz vor Ablauf der Frist nur noch wenige Meter. Da ging den Asen die Düse! Hektisch wurde nach einer Lösung gesucht, und mal wieder war es Loki, der den Karren aus dem Dreck zog, bzw. genauer: den Hengst von der Baustelle weg. Loki verwandelte sich spontan in eine sexy Stute und bezirzte ihn so erfolgreich, dass er ihm drei Tage hinterher lief - und hinter dem Hengst fluchend der Riesenbaumeister. Somit wurde die Mauer nicht fertig, der Riese fühlte sich betrogen (hier beschleunige ich wieder etwas), Thor erschlug ihn, Loki blieb einige Monate verschwunden. Als er schließlich zurück kam brachte er ein Fohlen mit, nämlich Sleipnir - das Ergebnis seiner Ablenkungstaktik.

So, zurück ins von selbigem Pferd in die Landschaft getretene Tal: Elfen haben wir zwar nicht gesehen, aber in den Felswänden kann man schon alles mögliche erkennen, wenn man lang genug drauf schaut. Leider konnte ich die Schönheit von diesem Tal nicht wirklich aufs Foto einfangen, da mir in an dem Tag einfach die Kraft fehlte (und man die Geräusche, die sanfte Brise, die Sonne die durch die Blätter funkelt und die frische Luft auch einfach nicht so schön abbilden kann...). Trotzdem war ich sehr froh, dass wir diesen Abstecher gemacht haben!

PS: Die Asin Idun hatte ein Einsehen und nach einem Apfel und eindringlicher Bitte ging es mir am nächsten Tag wieder super, so dass wir sogar eine kurze Wanderung zum Wasserfall Hengifoss gemacht haben! Über Wasserfälle werde ich übrigens das nächste mal berichten...

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