Aloha, heute kommt mein vorerst letzter Blogeintrag zum Thema Island... Es sind die kleinen Anekdoten und lustigen Sachen, die einem zwischendrin auffielen, und am ehesten das, was ich anderen, die nach Island fahren möchten, mit auf den Weg geben würde. Also: |
1. Wohnen Hotels oder gar Ferienhäuser sind in Island unglaublich teuer. Vor allem wenn man in der Hauptsaison, also Juni/Juli fliegt (genau wie wir übrigens - ging leider nicht anders). Günstiger sind Privatunterkünfte über z.B. airbnb. Die Hosts geben einem dort auch tolle Tipps und stehen im allgemeinen hilfreich zur Seite. Wir haben bislang fast nur gute Erfahrungen gemacht. Ausnahme war ein absolutes Loch in Reykjavík - aber es kostete nur 40 € pro Nacht und ausgehend von den Bewertungen wussten wir in etwa, was uns erwartet (bis auf die zerschlagene Fensterscheibe, die war neu...). |
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2. Essen und Wasser Auch Lebensmittel sind sehr teuer. Wenn es geht, sollte man sich Fertiggerichte mitbringen. Wir haben leider im allgemeinen Chaos der Vorbereitung nur Unmengen an Frühstückskeksen, Knabberkram, Brot und Schokoaufstrich eingepackt, aber auch das erwies sich als gute Investition, um uns morgens und über den Tag zu ernähren. Abends haben wir dann in unserer jeweiligen airbnb-Unterkunft gekocht, meist Nudeln mit Tomatensauce, eingekauft bei "Bonus", dem isländischen Aldi (erkennbar am Sparschwein-Logo). Tiefgefrorene Meeresfrüchte in Großmengen sind dort auch vergleichsweise günstig, nur halt eher ungünstig für nen Roadtrip... Nach einer Woche Nudeln haben wir uns dann mal den Luxus gegönnt, in einem subway "Essen zu gehen". Zwei ganze Subs und ein Getränk kamen umgerechnet etwa 20 €. Döner in Reykjavík kostet rund 10 €, ein richtiges Restaurant pro Hauptgericht ab ca. 50 € aufwärts. Wasser aus dem Hahn kann je nach Region kochendheiß sein oder extrem nach faulen Eiern riechen/schmecken. Beides ist völlig normal - daher Trinkwasser lieber auf Vorrat mitnehmen und beim Duschen die Temperatur sehr vorsichtig antesten! |
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Eine Steinschlagversicherung ist zusätzlich sinnvoll, selbst wenn man keine Schotterpisten fährt. Uns hat nämlich schon am 3. Tag in Akureyri ein entgegenkommender Jeep einen Stein in die Scheibe geschleudert, der ihm offenbar irgendwo am Reifen klebte. Außerdem gibt es noch eine Zusatzversicherung gegen zerkratzten Lack durch Sandstürme - hielten wir für übertrieben, bis wir den Sturm am Skeiðarársandur mitbekommen haben, aber glücklicherweise ist nix passiert. Klar kann man auch einen Jeep mieten, denn auf Hochlandpisten ins Landesinnere darf man mit den normalen PKW nicht (und sollte es auch aus eigenem Interesse nicht tun). Aber schon der Standard-PKW ist ziemlich teuer. Wenn man nur ein oder zwei Trips ins Hochland machen will, lohnt sich eher eine geführte Tour oder ein Linienbus (ja, es gibt Jeep-Linienbusse, die quer durch die Insel fahren!). Wir kennen auch eine Person, die eine komplette Rundreise mit diesen Bussen geplant hat. Auch per Anhalter fahren ist in Island sehr verbreitet - daher sollte man mit einem Mietwagen wenn möglich auch andere Leute mitnehmen. |
4. Bleib auf den Wegen! Das gilt für jegliches Verkehrsmittel, Füße eingeschlossen. Islands Landschaften sind alle relativ jung, dementsprechend ist auch der Boden überall noch sehr dünn - wer darauf tritt oder gar fährt, kann den Boden und die Vegetation wieder für Jahrtausende (!) in der Entwicklung zurückwerfen. Entsprechend hoch sind übrigens die Strafen, wenn man mit seinem Jeep nicht auf der Piste bleibt oder ein "nicht betreten"-Schild ignoriert... Touris verstehen das oft nicht und treten auf Gras, Moos oder blanke Steine, um lustige Fotos zu machen. |
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Bei Schwefelfeldern ist das auf-den-Wegen-bleiben schon schlicht aus Gründen des Überlebens anzuraten, aber selbst da gibt es Spezialist*innen, die 10 cm vom Rand des Blubberlochs einen Fußabdruck generieren... 5. Isländisch klingt lustig Normalerweise lern ich gern ein paar Worte in der jeweiligen Landessprache, bevor ich irgendwo hin reise. Isländisch sieht erstmal mit ein bisschen gutem Willen aus wie ein rustikales altes Deutsch (z.B. Inngangur und Útgangur für Eingang und Ausgang). Aber spätestens die Aussprache bricht Ungeübten das Genick bzw. die Zunge. Eyjafjallajökull, der Gletscher über dem bekannten Vulkan, wird z.B. "Äija-fjatlar-jökütl" ausgesprochen. Aber Isländer*innen freuen sich immer sehr, wenn jemand sich an ihrer Sprache versucht, und leisten unermüdlich Hilfestellung beim richtigen Aussprechen. Wenn gar nix klappt, kann man auch einfach Englisch reden - da ausländische Bücher und Filme normalerweise nicht übersetzt werden, weil sich das für grad mal 330.000 Menschen schlicht nicht lohnt, gibt es die in den Geschäften eben auf Englisch, was anscheinend alle sehr gut beherrschen. |
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7. Günstiges, Abzocke und nette Einheimische Auch zur Freizeitgestaltung im Urlaub kann man in Island ein Vermögen hinblättern. Erfreudlicherweise ist aber die Natur fast immer kostenlos: Solfatarenfelder, Dimmuborgir, Thingvellir, die Wasserfälle und eigentlich alles, was wir gesehen haben, kostete weder Eintritt noch Parkgebühr (was besonders erfreulich ist, wenn man es von Irland schon gewohnt war für jeden Erdhubbel 3 € pro Nase zu bezahlen). Bei vielen der kostenlosen Parkplätze gab es sogar kostenlose Toiletten (außer bei Thingvellir). Trotzdem stehen überall Campingtische und ausführlich und liebevoll gestaltete Infotafeln herum und Holzbohlen mit Geländer bieten sichere Wege.
Ansonsten gibt es z.B. folgende Touriangebote (Preise Stand Sommer 2015):
Menschen in Island sind recht geschäftstüchtig... so hat ein Landwirt, dessen Hof unterhalb des Eyjafjallajökulls liegt, den Vulkanausbruch 2010 genutzt, um Fotos und Videoaufnahmen zu machen. Danach baute er einen Geräteschuppen nahe der Straße in ein "Visitorcenter" um. Herumliegende Asche wurde noch fix eingesammelt und in Gläschen gefüllt, die für 10 € das Stück verkauft werden... Museen werden anscheinend generell gern gegründet, oft von Privatpersonen, die eine Sammlung von irgendwas haben, beispielsweise besagte Phalli. Heimatmuseen wie das in Skógar sind zwar winzelig klein, haben aber oft sehr kuriose Dinge, lustige Geschichten und liebenswürdige Mitarbeitende. Wir sind absolute Fans solcher Museen! Auch sehr schön war ein Troll- & Elfenmuseum in Stokkseyri, in dem ganze Höhlen inklusive Wasserfällen und riesigem schnarchenden Troll liebevoll selbstgebastelt wurden. Was man aber mal betonen muss: die Isländer*innen waren eigentlich ausnahmslos nett, freundlich, großzügig und hilfsbereit! Eines Nachts gegen ein Uhr strandeten wir auf einem Campingplatz und schliefen dort im Auto (hierzu angemerkt: sämtlicher Dreck und Müll scheint sich in Island auf die sanitären Einrichtungen von Campingplätzen und auf unsere airbnb-Unterkunft in Reykjavík zu konzentrieren - sofern man diese Orte meidet, kann man also wunderbar gepflegte Städtchen und saubere Natur genießen). Am nächsten Morgen wollten wir weiterfahren und bezahlen, aber im Rezeptionshüttchen war niemand. Aufgrund des starken Sturms versuchten wir auch nicht, die Geldscheine irgendwie an die Tür zu klemmen oder so, sondern schrieben eine Mail mit Bitte um Bankdaten, damit wir das überweisen konnten (war glaube ich irgendwas um die 20 €). Am Abend erhielten wir die Antwort wir bräuchten nicht zahlen, das sei schon ok, man wünsche uns einen schönen Resturlaub und gutes Wetter. Im Phallusmuseum wollte Freund gern zwei Postkarten kaufen und fragte nach dem Preis. Wir hatten unser Bargeld schon bis auf wenige Kronen ausgegeben und das Restgeld reichte gerade für eine Karte - man schenkte ihm die zweite und wünschte uns noch einen schönen Resturlaub und gutes Wetter. Am Kerið stand eigentlich ein Hüttchen für Eintritt, da der Krater auf einem Privatgrundstück liegt (200 Kronen, also ca. 1,40 € bzw. soviel wie einmal strullern am Thingvellir oder heiß baden in einem kleinen privaten Hotpot in Húsavík). Als wir kamen und gerade nach unserem Geld griffen, schob der Isländer im Hüttchen sein Kassierfenster zu und winkte uns lächelnd durch... So... das war es zum Thema Island. Für dieses Mal, zumindest, denn ich möchte unbedingt wieder hin... Es ist ein wunderschönes und sehr abwechslungsreiches Land. Die ganze Reise war ein absoluter Traum, von dem Moment als beim Anflug einzelne Bergspitzen durch die Wolkendecke brachen bis zu dem letzten Stück von Island, das ich sah - den Vatnajökull in einem Meer von Wolken. Dabei hab ich übrigens Valravn mit "Kraka" gehört, was irgendwie perfekt passte.
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Vielen Dank - der Beitrag wurde gespeichert bis es auch für mich dort hin geht...
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Wie schön, dann freue ich mich schon auf deine Blogbeiträge zu Island! :D
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