Donnerstag, 30. Oktober 2014

Unser gestriges Erdbeben und was das mit Loki zu tun hat

Aloha,

nachdem bei uns gestern wieder das Haus gewackelt hat, unterbreche ich die Reihe mit den irischen Steinen mal kurz für eine Sage zur Herkunft von Erdbeben.

Um die ganze Geschichte zu erzählen, bräuchte man wohl ziemlich lange, daher fasse ich es mal ein wenig zusammen: Loki, der einstmals ein Freund der Asen war, wurde von denen gefangen genommen. Ob und wie gerechtfertigt das jetzt war, ist unter Asatru ein bisschen umstritten. Meine Meinung dazu ist: Loki hat hauptsächlich Dinge getan, die entweder sein mussten, oder um die er von den anderen Asen gebeten wurde. Die Schuld wurde dabei aber auf ihn abgewälzt, so dass er irgendwann als zwielichtig bis böse betrachtet wurde. 

Die Asen wenden sich schließlich endgültig gegen ihn, als der Gott Baldur stirbt, weil.. naja, Loki irgendwie daran beteiligt ist. Der strahlende, von allen geliebte (dezent überhebliche *räusper*) Baldur ist unverwundbar, da seine Mutter Frigg jedes einzelne Wesen auf der Welt beschwatzte und ihnen den Schwur abnahm, Baldur niemals zu verletzen. Nur die Mistel hat sie vergessen - und ist offenbar so dusselig, das beim Bemerken des Fehlers nicht fix nachzuholen, sondern weiterzuerzählen. Während Baldur also gerade mal wieder im Mittelpunkt steht und von den anderen Asen zum Spaß mit allem möglichen, effektlos von ihm abprallenden Zeug beworfen wird, sitzt sein blinder Bruder Hödur wie immer unbeachtet in der Nähe. Loki geht zu ihm und reicht ihm einen Pfeil aus einem Mistelzweig, damit er am Spaß teilhaben kann. Hödur schießt und Baldur fällt tot um. Dumm gelaufen, aber Hödur wird daraufhin getötet - obwohl er keine Ahnung hatte, was er tut. Schließlich schiebt man die Schuld auf Loki, wobei ich finde dass ein normaler Mensch, geschweige denn ein Gott ja nicht einfach stirbt weil man einen Mistelzweig auf ihn schießt. Sogesehen sehe ich die Intention bei Loki nur darin, Baldur ein bisschen weh zu tun um den armen Hödur damit etwas aufzuheitern und Baldurs Hochmut einen Dämpfer zu verpassen. Anyway, allein schon Hödur dafür zu töten war ungerechtfertigt von den Asen.

Das Fass zum Überlaufen bringt dann schließlich die Tatsache, dass Loki bei einem Gastmahl erscheint, zu dem er nicht eingeladen wurde (bzw. zu dem eigentlich niemand eingeladen wurde, weil sich die Asen mehr oder weniger selbst bei dem armen Riesen Ägir einnisteten). Dabei sagt Loki den anderen seine Meinung, und wirft eigentlich nur wohlbekannte Tatsachen auf den Tisch... die so aber eben niemand hören will. Aufgrund der vorangegangenen Sache mit Baldur eskaliert die Situation schließlich, und Loki flieht.

Schließlich wird Loki gefangen und einer seiner beiden Söhne in einen Wolf verwandelt, welcher in Panik den anderen Sohn tötet. Was auch immer die beiden jetzt wieder verbrochen haben... Mit den Innereien seines toten Sohns wird Loki in einer Höhle an einen Felsen gebunden. Die Göttin Skadi ist ziemlich sauer ob der Schmähungen während des Gastmahls und aufgrund der Tatsache, dass Loki ihren Vater tötete (lange Geschichte, in der unter anderem ein Tauziehen zwischen Lokis Skrotum und einer Ziege vorkommt...). Daher befestigt sie noch eine Schlange über Loki, die beständig ätzendes Gift auf ihn herabtröpfeln lässt. Lokis Frau Sigyn allerdings bleibt bei ihm, und fängt das Gift mit einer Schale auf. Allerdings muss sie manchmal die Schale ausleeren gehen. Wenn in solch einem Moment das ätzende Gift auf Loki tropft, zuckt und windet er sich vor Schmerz. Dies erschüttert den Felsen, was (um wieder aufs ursprüngliche Thema zu kommen) in Midgard dann als Erdbeben wahrgenommen wird. Da die Darm-Fesseln magisch sind, wird sich Loki erst zu Ragnarök losreißen können.

Da ich ja aus Berlin komme, habe ich lange Zeit gar keine Erdbeben erlebt. Auch in den ersten 7 Jahren in Hessen habe ich nie eines bemerkt - dieses Jahr im März ging es aber plötzlich los, und alle paar Wochen bebt hier die Erde. Anfangs war es noch ein einzelner Ruck mit einem Knall, wenn man gerade irgendwo lang lief war man eher irritiert, weil man mit dem Schritt etwas woanders ankam als geplant. Inzwischen gibt es ein richtiges Wackeln vom Gebäude, verbunden mit lautem Grummeln. Unser gestriges Erdbeben war meinem Empfinden nach das stärkste, es wurde bislang auf 3,7 geschätzt. Die Schiebetüren vom Schrank haben gescheppert und gewackelt, die Deckenlampe schwang herum, das Haus bewegte sich hin und her. Insgesamt hat es auch um die 10 Sekunden gedauert.

Immer wenns wieder wackelt denke ich an Loki - der arme. Das Beben ist einerseits faszinierend, andererseits auch ein bisschen beängstigend. Zwar ist das hier in der Nähe vom Oberrheingraben normal und eigentlich auch nur in geringer Stärke zu erwarten. Andererseits ist es einfach ein kleines bisschen Ausnahmezustand wenn das Haus wackelt. Man kann in dem Moment auch nicht einschätzen, wie lange es noch geht oder ob es noch stärker werden könnte, gestern war ich dann schon etwas irritiert, dass es nicht - wie sonst - nach 2 oder 3 Sekunden wieder aufhörte.


Habt ihr bei euch auch manchmal Erdbeben, oder kennt ihr andere Legenden zur Entstehung?

In Japan sagt man, dass es einen Riesenwels gibt, der mithilfe eines Steins und dem Schwert des Gottes Kashima am Meeresgrund in einem ewig dauernden Kampf festgehalten wird. Sein Zappeln erzeugt die Erdbeben, welche in Japan zum Alltag gehören.

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