Dienstag, 10. Dezember 2013

Mistelzweige =D

Freund war etwas irritiert, als ich ihn am Wochenende fragte, ob ich ihn Abends kurz für ein heidnisches Ritual missbrauchen dürfe. Ein lieber Kumpel, der grade mit im Auto saß, war aber sofort Feuer und Flamme und half mir zu überzeugen: Ich hatte am selben Tag einen Baum mit Misteln drauf entdeckt, dessen Ast niedrig genug erschien, um - mit Freunds Hilfe - dranzukommen und etwas abzuschneiden.

So wie ich die Überlieferung kenne, haben Druiden die Misteln früher mit einer goldenen Sichel von Eichen abgeschnitten und in ein weißes Tuch herunterfallen lassen. Die Mistel durfte nicht den Boden berühren. Danach hat man dann zwei Ochsen geschlachtet - auf diesen Teil des Rituals wollten wir (unter anderem aufgrund des Mangels an zwei Ochsen) verzichten. Hier gibt es einen englischsprachigen Artikel über das Schneideritual.

Freund erklärte sich schließlich bereit. Unser Kumpel versuchte noch, ihn zu nötigen, sein Gandalf-Kostüm mit der weißen Tunika und dem Rauschebart anzulegen, aber das war ihm dann doch zu viel. Dafür hat sich besagter Kumpel Freunds Elchgeweihmütze ausgeliehen, weil er meinte dann wolle er wenigstens aussehen wie der gehörnte Gott... Ja wenns denn sein muss. Also schnappte ich mir die Gartenschere (was mir schon immer pflanzenfreundlicher erschien als Sicheln, Athame oder ähnliches), kletterte auf den Freund und schnippelte ein paar Äste des dicken Mistelbusches ab. Unser Kumpel nahm sie glücklich entgegen und behielt auch einen davon, die anderen hab ich jetzt als Julfest-Deko aufgehägt bzw. in unseren Türkranz gepiekst.
...unser Türkranz

Das Nachbarpaar haben auch einen Zweig bekommen, den sie taktisch klug an der Lampe im Hausflur angebracht haben - da steht immer ein ganzer Pulk von Leuten drunter, wenn wir Besuch bekommen...

Wenn die Misteln getrocknet sind, wollte ich sie zum Räuchern weiterverwenden. Langfristig hab ich ja auch einen Ahnentopf geplant oder zumindest ein Ahnenbuch - da muss auch Mistel mit rein.

Anbei noch ein bisschen Mythologie:
Mistel. Quelle: Wikipedia
Die Mistel wird unter anderem auch als Donnerbesen, Druidenfuß, Wintergrün und Hexenkraut bezeichnet. Sie ist Fruchtbarkeits- und Todessymbol zugleich, da sie selbst im Winter grün ist und Früchte trägt, andererseits aber als Halbschmarotzer auf den Bäumen auch eine dunkle Seite hat. Daher ist sie auch eine klassische Ahnenpflanze.

In der griechischen, keltischen und germanischen Mythologie galt sie als Gabe der Götter, wie sonst soll sie so hoch in den Baum gekommen sein? In einer germanischen Geschichte wollte Frigga ihren Sohn Baldur schützen und nahm daher allen Pflanzen und Tieren das Versprechen ab, ihm nicht zu schaden. Die Mistel aber hatte sie vergessen, und ein Pfeil daraus tötete Baldur schließlich. Daraufhin verbot Frigga der Mistel, jemals wieder den Boden zu berühren.

Die Kelten hielten die Mistel für ein Allheilmittel und brauten zahlreiche Tränke daraus, die Mut und Stärke verleihen, fruchtbar machen und Gifte neutralisieren sollten (bitte versucht das nicht, Mistel ist giftig!).
Im Mittelalter hängte man Mistelzweige unter die Zimmerdecken und über Haus- und Stalltüren, um Hexen den Eintritt zu verwehren und die Gebäude vor Feuer zu schützen.
Man glaubte auch, dass man mit Hilfe der Mistel verborgene Schätze finden konnte, und dass die Orte an denen man Misteln auf Bäumen findet die Orte sind, an denen sich Hexen von ihren Flügen ausruhten (dann scheinen wir voll in einer Einflugschneise zu wohnen bei so viel Misteln um uns herum!).

Das Küssen unter dem Mistelzweig stammt angeblich noch aus griechischer Zeit, aber auch in Skandinavien galt die Mistel als Friedenspflanze, unter der sich Verfeindete zur Versöhnung küssten. Der Brauch dass in der Weihnachtszeit eine Person, die unter dem Mistelzweig steht, geküsst werden darf, stammt aus England. Dort muss allerdings nach jedem Kuss eine der Beeren abgepflückt werden - ist keine mehr da, war's das. Freund weiß das zum Glück nicht...

Wer sich zu Weihnachten unter einem Mistelzweig küsst, wird angeblich heiraten und für immer zusammen bleiben. Der Haken bei der Sache: die Mistel muss zufällig über einem hängen, einfädeln lässt sich das also nicht.

Mittwoch, 4. Dezember 2013

Wenn Katholik*innen eigentlich lieber nach Walhalla wollen...

...oder: Warum es gemein ist, sein Kind einfach in irgendeiner Religion zu taufen, ohne dass es vorher über das Kleingedruckte informiert wurde.


Vor einiger Zeit, bedingt durch die nette Fernsehserie "Vikings" (= Mord, Totschlag und wildes Plündern) und den ersten Thor-Film, stellte Freund nach und nach Fragen zur germanischen Mythologie, die - ach, wie praktisch - das Jynkx alle beantworten konnte. Und dann kam es schließlich ganz fatal:

"Die Wikinger waren schon blöd irgendwie, warum kloppen die sich so hart bloß wegen der paar Schätze?"
"Naja schad ja nix wenn sie dabei sterben, sie haben ja ne Waffe in der Hand."
"Hä?"
"Also... Wikinger haben geglaubt, wenn sie mit einer Waffe in der Hand sterben, kommen sie nach Walhalla."
"Und?"
"Na das ist Odins Festhalle. Da trinken sie jeden Tag Met und hauen sich auf die Rübe, und warten auf die finale Schlacht zur Ragnarök."
"Geil!"
"...und weil man da nur hin kommt, wenn man mit einer Waffe in der Hand stirbt, hat man sogar irgendwann einfach jedem der stirbt schnell noch ne Axt in die Hand gedrückt."
(Damit scheint Freund sich heimisch zu fühlen, denn diese Art von Pragmatismus ist ein typischer Bestandteil des polnischen Katholizismus.)
 "Mach das auch bei mir, ich will nach Walhalla!"
"Bringt doch nix."
"Wieso?"
"Du bist getauft. Du kommst nie nach Walhalla, du kommst in den öden christlichen Himmel."
"Och nee..."
"Wobei, ne warte, da will man dich jetzt bestimmt auch nicht mehr. Dann kommste nur ins Fegefeuer."
"Na toll... ich will lieber nach Walhalla... *brummel*"

...der arme Freund! Genauso bemitleidenswert ist übrigens auch der arme Biorn: